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Marlower Familie ist handballverrückt

André Scheminski begeisterte seine Ehefrau und die beiden Söhne Matti und Finn für den Sport

Von Tommy Bastian

Ribnitz-Damgarten/Rostock. „André ist Mister einhundert Prozent, der sich nie in den Vordergrund stellt, aber immer da ist, wenn er gebraucht wird“, sagt Vereinschef Stefan Stuht über André Scheminski, seinen langjährigen Freund und früheren Mitspieler beim Ribnitzer HV (RHV). Dort wurden beide am 5. Juli 2001 zu Gründungsmitgliedern. Zuvor hatten sich die Handballer aus dem Ribnitzer SV 1919 herausgelöst. Heute betreut Scheminski (49) zusammen mit Stephan Voss die A-Jugend des RHV – und ist kaum wegzudenken.

„Die Mannschaft würde es ohne André gar nicht geben. Er kümmert sich um alles, was die Jungs benötigen. Viele Spieler kommen aus Marlow und Umgebung. André fährt sie oft zum Training oder Spiel“, erzählt Stephan Voss, der beim Ribnitzer HV als Chefcoach agiert und auch die erste Männermannschaft in der MV-Liga trainiert. Der 35-Jährige betont: „Ohne Menschen wie André würde es Breitensportvereine gar nicht mehr geben. Er hätte auch kürzertreten können, nachdem seine Söhne den RHV verlassen haben. Aber er unterstützt uns weiterhin mit viel Einsatz und Leidenschaft – als Betreuer, Spieler der zweiten Mannschaft, Helfer und Sponsor“, bedankt sich Voss.

André Scheminski erzählt, dass seine Handball-Liebe in der Schulzeit in Marlow begonnen habe. „Mein Sportlehrer Klaus John hat mich in der fünften Klasse dafür begeistert. Mein erster Verein war Traktor Marlow mit Trainer Frank Genilke. Dort habe ich die komplette Jugend verbracht, ehe ich 1991 zum Ribnitzer SV gewechselt bin.“ In Ribnitz wurde seine damalige Freundin Martina, mit der er 1997 zusammenkam und die er 2007 heiratete, zum Fan „des schnellen Sports, bei dem immer was passiert“, so die 45-Jährige.

Martina Scheminski verfolgte die Partien von der Tribüne aus und war bald Teil der Gruppe. „Unsere Mädels gehörten dazu, wir haben oft nach den Spielen zusammen gefeiert“, erinnert sich André Scheminski gern zurück. Als Rückraumspieler war er eine Stütze seiner Teams, ging keinem Zweikampf aus dem Weg. „Ich mag den Kontaktsport, da kann es auch mal wehtun“, sagt der Rechtshänder. Seine größten Erfolge waren die Aufstiege mit dem Ribnitzer HV bis in die MV-Liga. Zudem spielte André Scheminski für den SV Motor Barth in der Oberliga.

Neben Martina waren später auch die Söhne Finn und Matti Scheminski fast immer dabei. „Unsere Jungs sind in der Halle groß geworden und quasi in den Handball reingewachsen“, erzählt die stolze Mama. Schon als kleine Steppkes krabbelten die beiden übers Parkett in der Sporthalle Freundschaft in Ribnitz-Damgarten. „Sobald sie laufen konnten, tobten sie herum und haben zuhause immer mit Bällen gespielt oder sind auf dem Trampolin gesprungen“, erzählt André Scheminski. „Die Jungs waren als Kinder viel draußen und brauchten immer Bewegung.“

Mit fünf, sechs Jahren begannen Finn und Matti mit dem Handballspielen – wie ihr Vater in Marlow bei Lehrer Klaus John. Ihre Vereinslaufbahn startete beim Ribnitzer HV. Schnell entwickelten sich die Brüder zu Leistungsträgern ihrer Teams und führten die B-Jugend des RHV im Frühjahr 2019 zum Landesmeistertitel. Da waren längst die Talentespäher anderer Vereine auf sie aufmerksam geworden.

Im folgenden Sommer wechselte Finn Scheminski, der auch beim SC Magdeburg ein Probetraining absolviert hatte, zu den Füchsen Berlin. Dort wurde der Linkshänder die meiste Zeit von Bob Hanning trainiert und feierte 2021 die deutsche A-Jugend-Meisterschaft. Im Internat lebte er erstmals getrennt von der Familie, die sich allerdings so viele Spiele wie möglich live anschaute und dafür viele Kilometer zurücklegte. Mittlerweile sind die Wege wieder kürzer, denn seit der Vorsaison spielt Finn beim Drittligisten Stralsunder HV, um dort viel Spielpraxis zu sammeln.

„Die Konkurrenz in Berlin war sehr groß, aber in meinem Alter ist es wichtig, viel zu spielen, denn mein Traum bleibt es, später in der Bundesliga aufzulaufen“, sagt Finn Scheminski, dessen Vertrag in Stralsund bis 2025 läuft. „Außerdem möchte ich nochmal mit meinem Bruder in einem Team spielen“, so der 20-Jährige. Die jungen Männer wohnen seit wenigen Wochen wieder zusammen – in einer WG in Rostock.

Matti Scheminski wechselte 2021 zum HC Empor Rostock, wo er Torjäger in der A-Jugend ist, mit der er im Frühjahr knapp den Einzug ins Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft verpasste. In dieser Saison soll es möglichst noch weitergehen. „Außerdem möchte ich den Sprung zu den Männern schaffen“, sagt der 18-Jährige. Geht der Plan auf, könnte es sogar zum direkten Duell gegen seinen Bruder kommen. Beide spielen im Rückraum.

Julian Frank, Kumpel und ehemaliger Mitspieler, bewundert die Scheminski-Brüder. „Matti und Finn gehen ihren Weg. Sie sind enorm ehrgeizig und fleißig, bleiben aber trotz ihrer Erfolge bodenständig“, sagt er. „Leider sehen wir uns seltener. Umso mehr freue ich mich, wenn es doch klappt und wir uns unterhalten.“ Wenn es passt, fährt der 16-Jährige nach Rostock und guckt sich Spiele der A-Jugend an.

„Finn und Matti leben ihren Handball-Traum. Sie haben eine tolle Einstellung, große Disziplin und ordnen dem Sport sehr viel unter“, sagt Papa André Scheminski stolz. Mama Martina ergänzt: „Bei uns dreht sich alles um die Kinder, wir unterstützen sie, wo wir können.“ Eine Familie, eine Leidenschaft: der Handball.

Quellenangabe: Ribnitz-Damgarten vom 21.09.2023, Seite 26